Mensch lässt Mensch nicht ertrinken:
Rettungsschiff Sea Punk I startet in ersten Hilfseinsatz im Mittelmeer
Burriana/Bad Kreuznach am 18.5.2023
Das Rettungsschiff Sea Punk I hat den spanischen Hafen von Burriana verlassen und befindet sich auf dem Weg in die SAR-Zone. Es ist der erste Hilfseinsatz des zivilen Seenotrettungsvereins Sea Punks e.V. aus Bad Kreuznach. Ziel der 13-köpfigen Crew ist es, die humanitäre Situation im zentralen Mittelmeer zu dokumentieren und in Seenot geratenen Menschen zu helfen.
Seenotrettung ist eine Pflicht
“Die Unterlassungspolitik der Mitgliedstaaten der Europäischen Union und die Auslagerung ihrer Aufgaben an die sogenannte libysche Küstenwache kosten Menschenleben. Es sind Menschen, die sich auf in Seenot geratenen Booten in internationalen Gewässern befinden. Menschen, die gerettet hätten werden können und müssen – dazu verpflichtet das internationale Recht! Wir werden nicht weiter tatenlos zuschauen und stellen uns mit der Sea Punk I gegen diese menschenfeindliche Praxis der EU! Unser Motto ist und bleibt: Mensch lässt Mensch nicht ertrinken. Punkt“, sagt Benjamin Reschke, Vorstand und Mitgründer von Sea Punks e.V.
Mittelmeer noch immer tödlichste Grenze weltweit
Im Mittelmeer sterben so viele Geflüchtete wie seit Jahren nicht mehr. Allein seit Beginn dieses Jahres sind mehr als 600 Menschen bei der Flucht über das Mittelmeer ertrunken, laut der International Organization for Migration (IOM). Es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer deutlich darüber liegt. Seit dem Jahr 2014 sind mehr als 25.111 Geflüchtete im Mittelmeer ertrunken. Damit befindet sich die tödlichste Grenze der Welt seit Jahren unmittelbar vor den Toren Europas.
Einsatzleitung Sea Punk I: Seenotretter Dariush Beigui
„Seit Jahren beobachten wir an den Außengrenzen Europas und insbesondere auf dem Mittelmeer, was die sogenannte Migrationspolitik der EU bedeutet. Abschottung um jeden Preis, egal wie viele Menschen sterben”, sagt Dariush Begui, Einsatzleiter des ersten Einsatzes der Sea Punk I. Dariush Beigui ist seit 2016 für verschiedene NGOs immer wieder an Rettungseinsätzen beteiligt. Dafür, dass er umsetzt, wozu jeder Staat nach internationalem Seerecht und Menschenrechten verpflichtet ist, drohen ihm bis zu 20 Jahre Haft. Die Staatsanwaltschaft der sizilianischen Hafenstadt Trapani hat Anklage gegen ihn sowie drei weitere Personen erhoben. Ihnen wird vorgeworfen mit Schleppern kooperiert zu haben. Es ist das erste Mal, dass eine derartige Anklage gegen zivile Seenotretter erhoben wird. Nicht nur Dariush Beigui und die Iuventa-Crew, sondern insgesamt 21 weitere Besatzungsmitglieder der Organisationen „Save the Children“ und „Ärzte ohne Grenzen“ sind ebenfalls betroffen. “Jeder Mensch, der nicht ertrinkt oder in libyschen Lagern leidet ist es Wert, dass wir rausfahren. Wir retten weiter, denn Aufgeben ist keine Option. Die Sea Punk I ist ein wichtiges Symbol der Solidarität und Hoffnung. A better world is possible“, so Beigui.
Medizinische Versorgung in Kooperation mit Medical Volunteers International e.V.
Gesundheit ist ein Menschenrecht. Dafür steht der gemeinnützige Verein aus Hamburg, Medical Volunteers International e.V. (MVI). Sie setzen sich mit kleinen mobilen medizinischen Teams dafür ein, dass Menschen Zugang zu basismedizinischer Grundversorgung bekommen. Auf der Sea Punk I sind zwei engagierte Mediziner:innen von MVI eingesetzt, die medizinische Hilfe für alle anbieten, die diese benötigen. Im Bedarfsfall können Verletzte und erkrankte Menschen im extra dafür gebauten medizinischen Container an Bord professionell erstversorgt werden.
Sea Punk I – Ein Zeichen gegen die Europäische Abschottungspolitik
Mit der Sea Punk I unterstützen die Sea Punks die Arbeit bereits aktiver NGOs im zentralen Mittelmeer.
“Der Sea Punks e.V. arbeitet seit drei Jahren als ehrenamtlicher Verein daran, die zivile Flotte zu unterstützen. Leider ist das nötiger denn je”, sagt Gerson Reschke, Mitgründer und Pressesprecher des Vereins. Er wird den ersten Einsatz an Bord der Sea Punk I begleiten. “Das politische Programm der rechtsradikalen italienischen Regierung steht für eine Verschärfung der Abschottungspolitik, die ins Leere führt und Menschenleben auf dem Gewissen hat. Es sterben so viele Menschen auf dem Mittelmeer wie seit 2017 nicht mehr. Italiens Regierung setzt unter Georgia Meloni aktuell Maßnahmen um, die genauso wirkungslos wie rechtlich fragwürdig sind. Die Geflüchtetenzahlen steigen. Nationale Dekrete in der Migrationspolitik halten Menschen nicht von der Flucht ab. Sie sorgen lediglich für mehr Tote.”
Hinweis an die Redaktionen:
Vereinsvorstand und Pressesprecher Gerson Reschke begleitet den ersten Einsatz. Interviews sowie Bildmaterial stellen wir auf Anfrage gerne bereit.
Über den Verein
Sea Punks e.V. ist ein gemeinnütziger Verein aus Bad Kreuznach, der sich unter anderem in der zivilen Seenotrettung für humanitäre Hilfe an den europäischen Außengrenzen engagiert.
Gegründet 2020 in Bad Kreuznach ist der Verein deutschlandweit organisiert. Unsere Arbeit wird hauptsächlich durch ehrenamtliche Helfer*innen getragen und finanziert sich durch Spenden. Im Winter 2021 konnten wir mit einer Spendenkampagne über 200.000 € sammeln und damit den Kauf des neuen Schiffs realisieren, das von März 2022 bis April 2023 mit der Hilfe vieler ehrenamtlicher Helfer*innen in Greifswald und Burriana zum Rettungsschiff Sea Punk I umgebaut wurde.
Spendenkonto
IBAN: DE30 4306 0967 1196 3620 00
BIC: GENODEM1GLS
Kreditinstitut: GLS Gemeinschaftsbank
Kontoinhaber: Sea Punks e.V.
Pressekontakt:
Benjamin Reschke
Telefon: 0171 138 70505
Mail: presse@seapunks.de
Pressemitteilung als Download: https://seapunks.de/wp-content/uploads/2023/05/Pressemitteilung-erster-Einsatz-10052023.pdf