Hallo.
Die Sea Punk I ist seit einigen Tagen wieder im Einsatz im Mittelmeer, auf der Suche nach Menschen in Seenot, um da zu helfen, wo Hilfe nötig ist. Bei einer Rettung in den frühen Morgenstunden des Sonntags konnten am Ende 17 Menschen unser Schiff lebend verlassen. Sie sind nun in Italien. Für zwei kleine Kinder kam die Hilfe zu spät. Was genau passiert ist, erfahrt ihr weiter unten. Hier eine Triggerwarnung: es geht dort um Tod durch Ertrinken.
Dass der Fluchtversuch über das Mittelmeer für viele tödlich endet, wissen wir genau. Wir beschäftigen uns damit jeden Tag seit Jahren. Aber wenn die eigene Crew es dann selbst erlebt, wenn man mit Angehörigen Kontakt hat, und die Geschichten hinter den Todeszahlen kennt, dann macht das was. Auch mit uns. Deshalb lest das Folgende nur, wenn ihr bereit dafür seid.
Wir danken euch für eure Aufmerksamkeit und euren Support. Insgesamt hat die Sea Punk I in den letzten Tagen mehr als 250 Menschen in Seenot unterstützt. In Trauer, Wut und grenzenloser Solidarität: eure Sea Punks!
Sea Punk I im Einsatz: 2 Tote. 58 Überlebende.
Seit einigen Tagen ist unsere Crew mit der Sea Punk I wieder im Einsatz. Und konnte bei einer ersten Rettung bereits 41 Menschen unterstützen und vor Schlimmerem bewahren.
Einen Tag später, auf der Suche nach einem gemeldeten Seenotfall, hörte die Crew gegen 7 Uhr früh am Sonntag, den 26. Januar, Hilferufe an genau der Stelle, wo sie nach dem gemeldeten Fall suchten. Bei genauerem Hinsehen boten sich unserer Crew Bilder, die man hofft nie zu sehen: Menschen über Bord im Wasser treibend!
In unmittelbarer Nähe der Sea Punk I, vor dem Bug, befanden sich mehrere Gruppen, die über Bord gegangen waren, die ohne Rettungsmittel im Meer trieben und um ihr Überleben kämpften. Die Crew reagierte sofort. Extrem kritisch war auch, dass die Personengruppen im Wasser auf beiden Seiten der Sea Punk I trieben und auseinander drifteten. Sämtliches verfügbares Rettungsequipment wurde eingesetzt, um so viele Menschen wie möglich zu retten.
Insgesamt konnte die Crew 18 Menschen lebend aus dem Wasser bergen. Für ein 3jähriges Kind kam die Hilfe zu spät, es war bereits tot. Die Geretteten berichteten der Crew, dass sie ursprünglich mit 21 Personen gestartet waren und einige Menschen vor ihren Augen ertrunken seien.

Medizinische Notfälle erforderten Hubschraubereinsatz
Ein Großteil der Überlebenden wies Anzeichen von teils starker Unterkühlung auf, die Crew leistete umgehend Hilfe. Sofort wurde eine medizinische Evakuierung angefordert. Währenddessen führte das medizinische Team Wiederbelebungsmaßnahmen bei zwei Kindern durch. Vor dem Eintreffen eines maltesischen Rettungshubschraubers konnte eines der Kinder wiederbelebt werden. Für ein 2jähriges Kind konnten wir nichts mehr tun, es verstarb an Bord.
Der maltesische Hubschrauber evakuierte eine schwangere Frau und einen schwer verletzten Mann. An Bord der Sea Punk I verblieben 15 Gerettete sowie die Leichname der zwei verstorbenen Kinder. Ein Rettungsschiff der italienischen Küstenwache nahm die Personen und Leichen kurze Zeit später an Bord.
Wir kennen nicht mal ihre Namen
Was diese Gruppe an Menschen bei ihrem Fluchtversuch durchgemacht hat, ist unvorstellbare Qual und Leid. 17 Menschen haben die Sea Punk I lebend verlassen. Bis auf einen Mann aus Kamerun, kamen sie aus Nigeria. Unter den Überlebenden war auch ein Paar an Bord. Sie waren mit ihren drei Kindern geflohen. Alle drei Kinder haben sie nun verloren. Eines wird vermisst. Eines konnte nur tot aus dem Meer geborgen werden. Das Dritte verstarb bei den Wiederbelebungsmaßnahmen an Bord.
Rest in Power
Unsere Herzen sind schwer. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen, die ihre Liebsten verloren haben. May they Rest in Power.
In Gedanken sind wir auch bei unserer Crew. Ihnen ist es unter extremen Bedingungen und großer Anstrengung gelungen, zahlreiche Menschen zu unterstützen und ihnen eine sicherere Weiterreise zu ermöglichen. Sie wurden aber auch unmittelbar mit dem Tod zweier Kinder konfrontiert. Wir sind dankbar für den unermüdlichen Einsatz unserer Crew, und dass sie vor Ort waren und so eine noch größere Katastrophe verhindern konnten. Es bleibt dennoch absolut herzzerreißend. Viel Liebe und Solidarität gehen ans Schiff!

EU Grenzpolitik tötet
Wir trauern. Um Menschen, die nicht hätten sterben müssen, würde die EU anders handeln. Wir prangern diese tödliche Ignoranz an, die zwei kleine Kinder das Leben gekostet hat.
Europas Politik schottet nicht nur ab, sie tötet. Im Jahr 2024 starben nach offiziellen Schätzungen 2.280 Menschen bei der Flucht über das Mittelmeer. Die Dunkelziffer ist deutlich höher. Dass hinter diesen astronomischen Zahlen Menschen stecken, mit Wünschen und Hoffnungen auf ein besseres Leben, Menschen die alles aufs Spiel setzen und nicht selten alles verlieren, das haben wir diesmal besonders nah miterlebt.
Nächster Einsatz
Der Crew bleibt keine Zeit durchzuatmen. Bereits gestern erfolgte die nächste Rettung. Die Sea Punk I hat dabei in Zusammenarbeit mit dem Schiff Ocean Viking der NGO SOS Mediterranné weitere 200 Menschen in Seenot unterstützt. Mehr Infos zu unserem Einsatz findet ihr im Laufe der Tage auf Instagram, unserer Webseite und später im Einsatzbericht.
Keine Seenotrettung ohne dich
Deine Spende rettet Leben! Hilf uns zu helfen. Werde Bootschafter*in der Sea Punk I und sichere mit einer monatlichen Spende von 13.12 € oder mehr die Kosten von monatlich 41.666 € für unseren Schiffsbetrieb. Alle Bootschafter*innen werden an unserer Wall of Fame auf der Sea Punk I mit Vornamen verewigt!